Stephanie Link
Biografie
1985-1988 | Studium Metallgestaltung FH Hildesheim |
1989-1992 | Studium Freie Kunst HBK Braunschweig |
1993-2016 | eigenes Atelier in Kaierde und Coppengrave |
seit 1995 | Skulpturen im öffentlichen Raum, Arbeitsstipendien |
Einzelausstellungen (Auswahl)
2010 | Nicht Ankern, Kubus Hannover |
Gruppenausstellungen (Auswahl)
2014 | Stipendiaten des Künstlerhauses Neumünster |
2018 | Rheinische Keramik, Stadtmuseum Siegburg |
2019 | Ton-Bildhauerpositionen, Haus Metternich Koblenz |
2022 | Erinnerungen in Sigwards Garten, Idensen |
Objekt und Produkt
Seit jeher haben mich Materialien, und die Art und Weise sie zu bearbeiten, angezogen. Durch Material, Werkzeug und Arbeit entsteht ein Ding und der Mensch ist zum Schöpfer geworden. Diese Unmittelbarkeit Gegenstände in die Welt zu setzen, ist ein urmenschliches Bedürfnis.
Das Eintauchen in die Langsamkeit der manuellen Prozesse gibt mir Raum zur Wahrnehmung. Was passiert dort zwischen dem Material, der Bewegung der Hände und dem Werkzeug? Der Geist kommt zur Ruhe und schwingt sich ein auf Gegenstand und Prozess.
Neben der Form ist die sinnlich erfahrbare Präsenz und Stofflichkeit das hervorstechendste Merkmal von Objekten, die uns noch vor aller Deutung unleugbar entgegensteht. Das Material legt aber nicht nur die syntaktische Grundlage für die Form, es enthält in sich selbst bereits eine semantische Dimension.
Viele meiner Skulpturen erscheinen dinghaft, als ganz konkrete Gegenstände im Raum, in ihrer eigenen greifbaren Materialität - häufig mit Strukturen versehen, die Funktionalität suggerieren. Mein künstlerisches Interesse bewegt sich im Spannungsfeld zwischen angewandter und freier Kunst. Dabei erforsche ich die Formensprache von Gebrauchsobjekten: Welche Merkmale lassen ein Objekt funktional aussehen? Und wo beginnt es Kunst zu sein?
Unsere Alltagsobjekte kommunizieren nicht allein auf der Ebene von Nützlichkeit und Handhabbarkeit - wie wir manchmal gerne glauben - sondern wirken auch als Metaphern. Eine funktionale Form kann ebenso starke Ausdrucksqualitäten haben wie eine Skulptur und spricht uns auf einer emotionalen Ebene an. Das gilt im Großen wie im Kleinen. So kann beispielsweise das herunter gezogene Dach eines norddeutschen Bauernhauses Behaglichkeit ausdrücken oder die ergonomische Silhouette einer Duschgelflasche dynamisch wirken usw. In allem was wir sehen, nehmen wir auch Ausdruck wahr.
Diese Wechselwirkung zwischen Form und Funktion steht im Zentrum meiner künstlerischen Strategie. So enstand eine Werkgruppe pseudofunktionaler Objekte und Arbeiten die durch industriell hergestellte Alltagsgegenstände bestimmt sind. Aus Abformungen werden durch Zerteilung und Neukombination ornamentale Wandreliefs. Auf diese Weise enthülle ich das ästhetische Potential von Produkten, die offenkundig nach den Notwendigkeiten industrieller Fertigungsprozesse gestaltet wurden, aber eine eigentümliche, ganz neue Art von Schönheit aufweisen, wenn man sich erlaubt, sie wie ein Kunstwerk zu betrachten. Funktion wird hier zum Ornament. Ist das Verbrechen?
Das gestalterische Gebot des „Form follows function“ beinhaltet u.a. die Forderung nach einer materialgerechten Behandlung, die dem Stein seine Schwere und Massivität belässt und dem Metall seine Biegsamkeit. Die Sprache des Materials zu verstehen und im Kunstwerk sein Wesentliches sichtbar zu machen bleibt mir eine stetige Herausforderung.
Materialität evoziert auch Berührbarkeit und Nähe. Das singuläre Handgemachte, das zum Beispiel im Fingerabdruck des Töpfers im Ton des mittelalterlichen Bechers erscheint, berührt uns weit mehr als die virtuelle und übersteigerte Schönheit digitaler Bilderfluten.
Wenn Tony Cragg sagt, die Arbeit mit Ton sei ein Weg, der utilitaristischen Wirklichkeit eine Alternative entgegen zu setzen,* dann meint er damit, dass Ton nicht vorformatiert, in nur wenigen durch die industrielle Verwendung bestimmten Abmaßen erhältlich ist, sondern als Masse frei für alle möglichen Formgebungen zur Verfügung steht. Diese Offenheit des Materials, und die scheinbar unerschöpflichen Möglichkeiten, es in vielfältigen Zuständen zu bearbeiten (pulverig, flüssig, plastisch, lederhart, hart und glasartig) bieten mir das Forschungsfeld
für die ewige Frage nach dem, was wirklich ist.
Abbildungen
Bild 1 | Loops, 2022, Keramik |
Bild 2 | Schlagstücke, 2023, Keramik |
Bild 3 | Phänomen, 2011, Keramik |
Kontakt
www.stephanielink.de /
stephanie.link@t-online.de