Grenzen sind in ihrem Wesen nach Trennlinien. Wer darauf sich bewegt ist ein Grenzgänger. Er bewegt sich bald in diesem, bald in jenem Territorium, mal in dieser, mal in jener Sphäre. Die Grenze – als Markierung – sagt, wer wohin gehört, auf diese oder auf die andere Seite.
Grenzgänger aber sind Grenzüberschreiter, sie verweigern die Trennung, sie wollen hinaus ins Weite. Sie wollen Offenheit. Wollen das Unbegrenzte. Kunst ist per definitionem grenzüberschreitend, grenzenlos. Das hat sie mit dem Vogel gemein, mit der Weite des Meeres, mit dem Segel, das den Horizont kreuzt. Kunst ist die Manifestation des Grenzenlosen. Sie ignoriert die Haltesignale, sie verweigert sich der Passkontrolle. Sie reist ohne Visum, ohne Papiere, sie widersetzt sich den Kontrolleuren, sie will sich nicht kontrollieren und aufhalten lassen.
Die Künstlerinnen und Künstler des BBK Hildesheim sprengen in ihrer Jahresausstellung auch die Grenzen im Kopf. Die Schranken, die sie beschränken. Die Barrieren, die sie hindern wollen am Wollen. (Norbert Hilbig)